Prototypen testen – Design Thinking Part 4
Üben, üben, üben …
Design Thinking ist ein iterativer Prozess, der schnell Ergebnisse liefern kann. Damit das Team und der Prototyp eine gewisse Qualität erreichen, ist es ratsam, den Prozess so oft wie möglich zu wiederholen.
Gerade wenn das Team noch unerfahren ist und es sich noch im Dschungel der Methoden zurecht finden muss, ist es empfehlenswert, die Timeboxen erstmal kurz zu fassen. So erreicht ihr, dass der Design Thinking Prozess in einer kurzen Zeit mehrfach wiederholt werden kann. Zunächst braucht ihr aber für den 2. Einstieg ein Ergebnis. Das erreicht ihr mit einem Prototypen-Test, der verschiedene Formen annehmen kann.
„Jeder Fehlschlag ist, wenn er früh erkannt wird, ein Gewinn für das Fortschreiten des Innovationsprozesses.“
Auch hier gilt: keine Zeit verschwenden! Haltet den Prototypen erstmal einfach. Hierzu gibt es viele verschiedene, rudimentäre Möglichkeiten. So kann die Lösung mittels Papier- und Pappmodell, als Rollenspiel, aber auch zu einem späteren Zeitpunkt als funktionierende Lösung getestet werden.
Der Prototyp soll Erkenntnisse liefern, es geht z. B. nicht immer nur um die perfekte Bedienung des Produkts, sondern auch um Akzeptanz und Empathie gegenüber der Lösung. Deswegen muss auch nicht jeder Punkt perfekt ausgearbeitet sein, es reicht eine kurze Überschrift. Um die Akzeptanz zu testen, eignet sich besonders die Methode: Thinking Aloud. Hierbei sollen die Testpersonen ihre Gedanken verbalisieren, entweder während der Benutzung oder im Anschluss.
Dies sollte aber moderiert ablaufen, da nicht jeder Tester dazu neigt, ununterbrochen zu reden, sondern oftmals verstummt. Hier versucht der Moderator, durch gezielte Fragen den Redefluss aufrecht zu halten, damit möglichst viele Erkenntnisse aus den Tests gezogen werden können. Auch zwei Tester gleichzeitig können dafür sorgen, dass der stetige Fluss der Verbalisierung aufrecht gehalten wird.
Wer soll getestet werden?
Einfach gesagt, jeder potenzielle Nutzer ist interessant. Im besten Fall habt ihr bei der Erstellung der Personas ein Profil ausgearbeitet, welches den Testern entsprechen soll. Doch es ist nicht immer leicht, diese auch zu finden und zum Testen einzuladen.
Für die ersten Tests eignet sich die Methode des Cognitive Walkthroughs, eine Art Rollenspiel. Hierbei versetzt sich eine Person in die Lage einer Persona und benutzt das Produkt anhand der Eigenschaften. Hierdurch wird versucht, die Grundempathie gegenüber der Lösungsidee zu testen, was wiederum dafür sorgen kann, neue Ideen zu generieren.
Wie viele sollen getestet werden?
Zu dieser Frage gibt es viele Abhängigkeiten. Zum Beispiel Marktgröße, Anzahl der Personas, Stand des Design Thinking Prozesses usw. So kann keine pauschale Antwort gegeben werden, das muss jeder individuell entscheiden.
Allerdings gibt es auch verschiedene empirisch erhobene Werte. So reicht es z. B. für Usability Tests aus, wenn fünf Personen zum Testen herangezogen werden. Denn diese fünf finden 80 % der Fehler. Auf diese Zahl beziehen sich mehrere Quellen und empfehlen daher, vier bis fünf Probanden zum Testen heranzuziehen.
Fazit
Die Kunst beim Design Thinking ist es, auf kreative Lösungsideen zu kommen. Das kann mit den verschiedensten Methoden erreicht werden. Das eigentlich Schwere ist, den Fluss der Kreativität aufrecht zu halten. Bei manchen geht es fast von selbst, andere brauchen die Unterstützung durch viele verschiedene Methoden.
Design Thinking ist keine Wundertüte. Der Prozess und seine Regeln müssen beachtet werden, damit produktiv gearbeitet werden kann. Es ist essentiell, schon an den nächsten Schritt zu denken und somit den Prozess zu perfektionieren. Das Testen der Prototypen gehört auch dazu. Hier geht es darum, die Empathie zu testen und die Ergebnisse zur Ideengenerierung zu verwenden und daraufhin zu verbessern.
Das Verbessern geschieht in einem neuen Prozess. An welchem Punkt ihr wieder einsteigt, müsst ihr individuell entscheiden. Hierfür sind die Ergebnisse aus den Tests relevant, da sie entscheiden, wie hoch die Qualität des Produkts bereits ist. Hier kann es sogar dazu kommen, dass der komplette Prototyp vernichtet und einfach neu angefangen wird – dafür um eine Erkenntnis reicher. Das ist eben Design Thinking. ;)
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