Tech-Talente der Zukunft: Warum sich Unternehmen engagieren müssen

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Gruppenfoto mit jungen Arbeitnehmern. Davor weißer Text "Tech-Talente der Zukunft - Warum Unternehmen sich engagieren müssen"
Neulich stellte ich fest, dass ich mit meinen 36 Jahren bereits ein gutes Stück über dem durchschnittlichen Alter bei mittwald liege — das sind nämlich 30,8 Jahre. Ein guter Anlass also, um darüber zu reflektieren, wie sich das Berufsfeld seit meinem Einstieg verändert hat, und wie Unternehmen es auch in der Zukunft schaffen können, junge Leute für das Berufsfeld zu begeistern. 
Dieser Artikel basiert auf einem Talk, den ich im November zusammen mit meinem Kollegen Maxi auf der TYPO3-Konferenz in Düsseldorf gehalten habe. Die Slides unseres Talks findet ihr bei Speaker Deck.

Admin to DevOps

Meine erste (semi-)professionelle TYPO3-Seite baute ich im Jahr 2004, und den endgültigen Berufseinstieg in die Webentwicklungs- und Hostingbranche schaffte ich dann 2008. In diesen vergangenen gut zwanzig Jahren hat sich das Berufsfeld des IT-Betriebs gehörig verändert (und wie es sich in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren weiter verändern wird, kann nur die Glaskugel sagen). 

Der Betrieb von IT-Infrastrukturen wurde damals von der Rolle des klassischen “Administrators” übernommen. Gleichzeitig war die Zeit um 2007/2008 jedoch auch die Geburtsstunde der DevOps-Bewegung. Diese wurde aus der Frustration heraus geboren, dass Entwicklung (Development) und Betrieb (Operations) in vielen Unternehmen in verschiedenen “Silos” gelagert waren, die eine stetige Rivalität hegten und nur ungerne miteinander sprachen. 

Die DevOps-Bewegung teilte sich einen Großteil ihrer Anhänger mit der Agile-Bewegung, die zur selben Zeit ebenfalls Fahrt aufnahm. Letztere war motiviert davon, die Zusammenarbeit zwischen Entwicklern und Kunden zu optimieren und kürzere Release-Zyklen einzuführen, um schneller auf neue Marktbedingungen zu reagieren. Eine engere Zusammenarbeit zwischen Entwicklung und Betrieb wurde daher immer wichtiger. 

Gleichermaßen wurden auch die IT-Umgebungen (und die Technologien, mit denen sie gebaut werden) immer komplexer. Mit Virtualisierung, Cloud Computing, Containern, Orchestrierungsplattformen und Microservices jonglieren wir heute Technologien, die weit über das hinausgehen, was traditionelle Operations-Teams gewohnt waren. 

Mittlerweile umfasst die DevOps Philosphie weitere Disziplinen. So werden im DevSecOps zum Beispiel auch Security-Menschen in den Prozess integriert, und Trends wie MLOps wenden DevOps-Prinzipien auf AI- und Machine Learning-Projekte an. 

Jenseits des Bullshit-Bingos stehen Teams und Unternehmen immer noch vor der Frage: Wie können wir weiterhin flexibel auf Marktanforderungen reagieren? Wie bleiben wir dabei skalierbar? Und nicht zuletzt: Wie ermöglichen wir jungen Menschen den Einstieg in dieses immer komplexer werdende Tätigkeitsfeld? 

Vom Admin zum SRE 

Aufgrund der Entwicklungen im Tätigkeitsfeld ist der Begriff “DevOps” mittlerweile leider relativ unscharf umrissen. Im Kern ist DevOps vor allem ein kultureller Ansatz, um die Zusammenarbeit zwischen Development und Operations in und zwischen Teams zu fördern, und traditionelle Silos zu überwinden. Die DevOps-Philisophie an sich schreibt zunächst einmal keine konkreten Werkzeuge und Methoden vor. 

Hier kommt das Site Reliability Engineering (kurz SRE) als ganz konkrete Praktik des DevOps ins Spiel. Das SRE wurde ursprünglich von Google geprägt und wendet Praktiken aus der Softwareentwicklung auf Probleme des Betriebs und der Infrastruktur an (nebenbei als Leseempfehlung für einen verregneten Sonntagnachmittag: das “offizielle” SRE-Buch gibt es öffentlich im Netz und ist durchaus lesenswert). Zentraler Aspekt des SRE ist die Balance zwischen kontinuierlicher Innovation und Sicherstellung von Stabilität und Skalierbarkeit. Der Begriff der Skalierbarkeit kann sich dabei auch auf die Organisation beziehen, also die Sicherstellung eines stabilen Betriebs einer stetig wachsenden Infrastruktur mit (nahezu) konstanter Team-Größe. 

Auch in der Infrastruktur-Abteilung von mittwald schauen wir uns viele Praktiken aus dem SRE-Playbook ab (auch wenn man die empfohlenen Praktiken natürlich stets auf die eigene Unternehmensgröße herunterskalieren und anpassen muss — denn nicht jeder ist Google). 

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Wie dürfen wir dich ansprechen?

Eine der Kerndisziplinen des SRE ist die Eliminierung von “Toil”, also repetitiver und manueller Arbeit (ein ganz einfaches Beispiel für so etwas: Ein Alarm schlägt an, dass die Festplatte eines Servers vollläuft — dafür wird dann ein Operator wachgeklingelt, der sich Nachts um 3 per SSH auf der Maschine einloggen muss, und dann temporäre Dateien löscht, ein paar Logdateien zippt, einige unnötige Datenbanktabellen leert, oder einen Teil der Workload auf einen anderen Server verschiebt). Solche Tätigkeiten behindern die Skalierbarkeit, da der Aufwand durch solche Arbeiten oft linear mit dem Wachstum des Systems steigt, binden wertvolle Arbeitszeit (die auch in Weiterentwicklung und Innovation gesteckt werden könnte) und wirken sich durch Frustration bis schlimmstenfalls zum Burnout auf die Zufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeiter aus. Statt diese repetitive Arbeit auszuhalten, wenden SREs Methoden des Software Engineerings an, und schaffen beispielsweise Automatisierungen, die derartige manuelle Eingriffe unnötig machen. 

Zweites Standbein des SRE ist die Postmortem-Kultur. Darin geht es um das Lernen aus Fehlern und kontinuierlicher Verbesserung. Das Wichtigste dabei ist, dass die Analyse von Fehlerursachen schuldfrei funktioniert — also der Fokus nicht auf der Suche nach Schuldigen liegt, sondern auf der Untersuchung der Prozesse, Technologien und Umstände, die zu einem Ausfall geführt haben. Das Ziel ist es, eine Umgebung zu schaffen, in der Menschen effektiv aus Fehlern lernen können, anstatt sie fürchten zu müssen, und so kontinuierlich die Zuverlässigkeit und Stabilität von Systemen zu verbessern. 

Der codefryx-Ansatz 

Wir sehen also, der Technologie-Sektor bewegt sich schnell: Mit Cloud Computing, DevOps, SRE und zuletzt AI bewegt sich die Wissens-Messlatte für neue Tech-Worker kontinuierlich nach oben. In demselben Maße werden durch die DevOps-Kultur, das Aufbrechen von Silos und SRE-Praktiken auch Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit und Zusammenarbeit in Teams immer wichtiger. 

Meme aus Homeland

Gleichzeitig wird Technologie immer zugänglicher und die Hürde für die bloße Verwendung sinkt immer weiter. Aber entgegen der landläufigen Meinung, dass “die Kids sich heute ja alle gut mit Computern auskennen” gehen Studien zufolge die Digitalkompetenzen von Schüler*innen sogar zurück. Nach der letzten ICILS-Studie verfügen beispielsweise “40 Prozent der Achtklässler*innen nur über sehr geringe Fähigkeiten im kompetenten und reflektierten Umgang mit digitalen Medien und Informationen” (Eickelmann, Casamassima, Drossel und Fröhlich 2024; ICLIS 2023 im Überblick). 

Auch bei mittwald erkannten wir diesen Rückgang der Digitalkompetenzen bei Schüler*innen vor einigen Jahren als Gefahr für die zukünftige Gewinnung von Fachkräften. Als Antwort darauf gründeten wir das Non-Profit codefryx, an dem mittlerweile neben mittwald auch mehrere andere Unternehmen aus unserer Region beteiligt sind. 

codefryx bietet verschiedenste Tech-Kurse, die Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 18 Jahren spielerisch an verschiedene Technologien heranführen sollen. Die Kurse steigen dabei mit spielerischen Themen rund um LEGO-Robotik, Minecraft und 3D-Druck ein. In fortgeschrittenen Kursen geht es ans Coding (beispielsweise in der Spiele- oder Webentwicklung), Linux und künstliche Intelligenz. Hier können Teenager an realen Projekten arbeiten und komplexere Probleme lösen. codefryx kooperiert mit den Schulen aus der Region, unterstützt beispielsweise den Informatikunterricht und bietet auch Kurse für Lehrpersonal an. 

Kinder lernen Robotik

Aktuell besuchen knapp 100 Kinder regelmäßig einen von derzeit neun angebotenen Kursen. Während der Schulferien werden darüber hinaus regelmäßige Feriencamps angeboten. 

Nebenbei: codefryx bietet — in voller Absicht — keine Online-Kurse, sondern beschränkt sich auf ein regionales Angebot mit Vor-Ort-Kursen. Denn neben den Tech-Skills fördern die Kurse auch das Zusammenarbeiten in Teams und wertvolle Kommunikationsfähigkeiten. 

Erste Schritte: Was könnt IHR tun? 

All das wirft nun natürlich die Frage auf: Was könnt ihr (als Unternehmen) tun, um sicherzustellen, auch zukünftig begeisterte Fachkräfte gewinnen zu können? 

Eine eigene gemeinnützige Organisation zu gründen, ist meistens nicht der erste Schritt (das war er für uns auch nicht). Aber womöglich gibt es in euren Regionen ja bereits bestehende Initiativen, denen ihr euch anschließen könnt. Oder ihr tut euch mit anderen Unternehmen aus eurer Region zusammen, und startet gemeinsam ein eigenes Programm. 

Sinnvolle erste Schritte bestehen aber beispielsweise schon darin, Praktikums- und Mentorenprogramme zu starten, mit denen junge Menschen schonmal in das Berufsfeld hineinschnuppern können. Einen Schritt weitergedacht, könntet ihr zunächst mit zeitlich abgegrenzten Initiativen starten und beispielsweise einen Programmierwettbewerb oder einen Hackathon ausrichten. So ermöglicht ihr Kindern und Jugendlichen erste Hands-On-Erfahrungen. Und erfahrungsgemäß freuen sich Schulen über Kooperationen mit lokalen Unternehmen, beispielsweise im Informatik-Unterricht. 

Und nun? 

Jetzt sind wir alle am Zug: Die Förderung von Tech-Talenten beginnt nicht morgen, sondern heute — und ist unser aller Aufgabe. Unternehmen können schon mit kleinen Schritten Großes bewirken: Praktikumsprogramme, Hackathons oder Kooperationen mit Schulen sind einfache, wirkungsvolle Ansätze. Die Herausforderung liegt nicht nur in der Technik, sondern auch in der Vermittlung von Teamwork und Problemlösungskompetenzen. 

Setzt den ersten Schritt und engagiert euch lokal – sei es durch ein Praktikumsangebot, die Unterstützung einer regionalen Initiative oder das Hosting eines Coding-Workshops. Gemeinsam können wir die Grundlage für die nächste Generation an Tech-Talenten schaffen! 

Jetzt als DevOps Engineer bei mittwald starten

Wenn deine Augen leuchten, sobald jemand über Kubernetes oder Docker spricht, solltest du mal bei unseren Stellenausschreibungen vorbeischauen. Dort findest du gerade zum Beispiel die Ausschreibung für einen DevOps Engineer. Bewirb dich!

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