Rückblick auf fünf Monate Gutenberg (WordPress Editor)
Erste Erfahrungen mit Gutenberg
Mit WordPress 5.0 „Bebo“ wurde Gutenberg offiziell eingeführt. Zuvor war der Editor in einem Plugin als Beta-Version veröffentlicht worden. Heute ist ebendieser Standard für jede WordPress Installation. Was nicht zwingend bedeutet, dass alle den Editor lieben.
Es war schon früh abzusehen, dass Gutenberg seinen Platz in der WordPress Community nicht ohne Stolpersteine finden würde. So erklärt man auf Elbnetz bezogen auf die Beta-Version im November 2018:
Am Anfang wird es jedoch vielerorts Probleme geben, die im Großen und Ganzen noch gar nicht überblickt werden und für jede Menge Frustration sorgen können.
Ähnliche Bewertungen gaben nach der Veröffentlichung von WordPress 5.0 auch andere Stimmen im Netz ab. Was nicht verwunderlich ist, denn die Entwickler von Gutenberg hatten erklärt, dass man den Editor in mehreren Phasen entwickeln würde. Die Menge an negativem Feedback ist jedoch für ein CMS, das in der Vergangenheit ein recht problemloses Updaten ermöglichte, hoch.
WordPress 5.1 bringt Besserung
Gutenberg in WordPress 5.0 ist unausgereift gewesen und hat vielerorts für Probleme gesorgt. Das Blatt scheint sich aber mehr und mehr zu wenden. So finden sich nach WordPress 5.1 (Februar 2019) mehr positive Stimmen zu Gutenberg.
Schau dir bei Gelegenheit WordPress 5.1 an und arbeite damit. Es ist nicht so schlimm wie es auf den ersten Blick aussieht. Seit den Tests im letzten Jahr hat sich viel getan.
Doch scheint Gutenberg trotz der Nachbesserung in WordPress 5.1 viele Anwender abgeschreckt zu haben. In einem umfangreichen Artikel auf Perun.net von Vladimir Simovic´ wird erklärt, dass im März 2019 rund 60 % der WordPress Installationen mit dem alten Editor arbeiteten – entweder, indem nicht auf WordPress 5.0 aktualisiert wurde oder weil Anti-Gutenberg-Plugins installiert wurden.
Auch das kürzlich veröffentlichte WordPress 5.3 scheint Gutenberg noch nicht in den optimalen Zustand zu versetzen. Die Bewertungen zum Editor im offiziellen WordPress Plugin-Verzeichnis zeigen hier eine klare Tendenz. Selbst neue Bewertungen, wenige Tage alt, sind begleitet von Frust und Ärger. Unter den Autoren finden sich neben Hobby-Websitebetreibern auch Entwickler.
Gutenberg - noch in der Entwicklung
Der Frust über die Entwicklung von Gutenberg ist nachvollziehbar: Keiner möchte direkt nach einem Update feststellen, dass die neuen WordPress Funktionen den bestehenden Inhalt stören und für vernünftiges Arbeiten erst mal ein Workaround geschaffen werden muss.
Mit Gutenberg haben WordPress Entwickler aber auch noch nicht abgeschlossen. Zur Roadmap schreibt das WordPress Team hier:
Während die Mitglieder des WordPress-Core-Teams davon ausgehen, dass sie den größten Teil oder das gesamte Jahr 2019 benötigen, um Phase 2 von Gutenberg abzuschließen, gibt es bereits Pläne für Phase 3 und 4. Phase 3 konzentriert sich auf die Zusammenarbeit und die Bearbeitung durch mehrere Benutzer. Phase 4 wird die Unterstützung für mehrsprachige Websites beinhalten.
Meine eigenen Erfahrungen mit Gutenberg
Als jemand, der immer wieder neue Webprojekte mit WordPress startet aber auch bestehende Seiten betreut, erlebe ich Gutenberg hautnah. Nachdem mir ein recht frühes Update die Möglichkeit zum Bearbeiten von Content genommen hatte, entschloss ich mich das Plugin für den Classic Editor zu installieren. Für Bestandsprojekte sah ich bislang keine andere Lösung.
Neue Seiten hingegen können, insofern es sich um aktuelle Themes handelt, recht gut mit Gutenberg. Nach wie vor geht mir das Schreiben in dem Editor nicht leicht von der Hand und ständig muss ich innehalten. Das aufgeräumte Design erfreut aber mein Minimalismus-Herz. ;-)
Ich hoffe sehr, dass Gutenberg in den kommenden Monaten weiter Fortschritte machen und fehlende Kompatibilitäten herstellen wird. Ohne Frage ist das eine Mammutaufgabe, schließlich müssen jahrelang gepflegte Websites in tausenden Variationen nahtlos in einem neuen Editor funktionieren.
Fazit nach fünf Monaten: Gutenberg, ein noch nicht ausgereifter Editor
Gutenberg ist kein abgeschlossener Editor. Er befindet sich auch fünf Monate nach Veröffentlichung noch immer in der Entwicklung. Hierfür spricht auch das Plugin „Classic Editor“, das offiziell von WordPress entwickelt wird und den „alten“ Editor aktiviert. Für Websitebetreiber, die es vor Gutenberg graut, könnte das eine passable Alternative sein. Die Erweiterung soll bis Ende 2021 mit Udpates versorgt werden – genug Zeit, um sich mit einer reiferen Version von Gutenberg anzufreunden.
Was sagt ihr zum neuen Editor? Gebt ihr ihm eine Chance oder würdet ihr den Classic Editor gerne als Standard zurück haben wollen?