Sieg der Roboter: Wie Social Bots unsere Kommunikation automatisieren
Good Bot or Bad Bot
Die oben genannten Beispiele erleichtern den Arbeitsalltag vieler Unternehmen sehr. In der Regel geben sich Bots auch als solche zu erkennen und es macht teilweise sogar Spaß, mit ihnen zu interagieren. (Mein heimlicher Favorit ist übrigens der ChatBock von Klarmobil.)
Problematisch wird es allerdings, wenn sogenannte Social Bots echte Menschen imitieren. Sie nutzen Fake-Accounts und suchen auf Facebook, Instagram oder Twitter nach bestimmten Begriffen oder Hashtags, um dann Unterhaltungen mit den Verfassern der Posts zu starten. Das kann im Grunde jeden treffen – Privatpersonen genauso wie Newsportale, Vereine oder politische Gruppierungen. Teilweise starten die Bots sogar eine Art Gespräch unter einem Beitrag und inszenieren so eine Gruppendiskussion.
Hohe Reichweite = Relevanz
Warum tun sie das? Ganz einfach: Sie wollen Meinungen verbreiten. Denn die sozialen Netzwerke funktionieren nach dem Prinzip hohe Reichweite = Relevanz. Je mehr Likes, Retweets und Antworten ein Beitrag hat, desto wichtiger scheint das Thema aktuell zu sein. Und desto mehr Glaubwürdigkeit schenken wir ihm. So schaffen die Social Bots eine ganz eigene Welt – eine, in der sie die vorherrschende Meinung bestimmen können und uns glauben lassen, dass sie der Realität entspräche.
Dass man auf diese Weise ganz bewusst Einfluss auf andere nehmen kann, ist offensichtlich. Die Bots lassen sich zum Beispiel für Marketing- oder politische Zwecke nutzen. Das bekannteste Beispiel für den Einsatz von Social Bots ist der Wahlkampf in den USA vor einigen Jahren. Eine Studie der Oxford University ergab, dass ca. ein Drittel der Tweets zum Wahlkampf von Bots stammten – davon 80 % pro Trump und 20 % pro Clinton. Aber auch der Brexit, der Ukraine-Konflikt und die Flüchtlingswelle blieben nicht von der Einflussnahme durch Bots verschont.
Schnell gemacht, schwer entlarvt
Das Problem: Social Bots werden immer leichter zu erstellen, aber immer schwieriger zu erkennen. Mittlerweile findet man im Web fertige Software, die nach wenigen Anpassungen sofort in Betrieb genommen werden kann. Außerdem passt sich das Verhalten von Bots immer mehr dem eines echten Menschen an. Die Sprache klingt natürlich und es werden weniger Fehler gemacht. Sie legen mittlerweile sogar „Bildschirmpausen“ ein, in denen sie nicht auf sozialen Netzwerken tätig sind.
Eine sichere Methode um solche Bots zu erkennen gibt es nicht – obwohl die Netzwerke selbst es immer wieder versuchen. Einige Hinweise könnten die Anzahl an Posts sein, die ein User pro Tag veröffentlicht, die Art und Sprache der Kommentare (meist klingen sie alle recht ähnlich) und die „Freunde“, die dieser Account hat. Wenn ihr es ganz genau wissen wollt, stellt dem vermeintlichen Bot doch einfach mal eine tiefer gehende, vom Thema abweichende Frage. Damit sind sie meist schnell überfordert! ;-)
Mit dem Wissen um Social Bots sollte man heiß diskutierte Themen auf sozialen Netzwerken immer mit Vorsicht genießen. Informiert euch genau und bildet euch dann eure eigene Meinung dazu. Wenn ihr euch der Tatsache bewusst seid, dass evtl. Bots eine Konversation steuern, dann können sie automatisch weniger Einfluss auf euch nehmen!
Übrigens: Für alle, die mal rausfinden wollten, wie viel Bot in ihnen steckt, ist das Botometer interessant. Das sagt euch nach der Analyse eures Twitter-Profils, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich ein Bot hinter dem Profil verbirgt. Bei uns lag der Wert bei 0,6 von 5. ;-)
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