Kennst du dein inneres Team schon?

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Stellt euch Folgendes vor: Ihr seid auf der Arbeit in einer herausfordernden Situation und wisst vielleicht nicht unbedingt, was ihr machen oder wie ihr kommunizieren wollt. In euch „sprechen“ verschiedene Stimmen: „Tu dieses. Tu jenes. Nein, tu das.“ Und auf welche dieser Stimmen hört ihr nun? Braucht es für die richtige Entscheidung vielleicht noch eine andere Stimme?

Das innere Team

„Willst du ein guter Kommunikator sein, dann schau‘ auch in dich selbst hinein“ – ein Satz, den der Psychologe Friedmann Schulz von Thun mit seinem Modell des Inneren Teams in Verbindung gebracht hat. Ich würde noch einen Schritt weiter gehen. Für mich ist das Modell auch eine Methode, um sich seiner inneren Teammitglieder bewusst zu werden und in verschiedensten (herausfordernden) Situationen, dieses Team auch immer wieder neu aufzustellen. Wofür das gut ist, werde ich gleich noch veranschaulichen.

Welche Teammitglieder gibt es?

Ein Team besteht aus mindestens zwei Personen – so auch das innere Team. Es gibt mit Sicherheit noch viel mehr Teammitglieder, die in einem „versteckt“ sind. Je nach Situation bilden sich verschiedene Konstellationen. Stellt euch die oben erwähnte herausfordernde Situation vor. Hört in euch hinein – welche Stimmen begegnen euch da? Gebt diesen Stimmen bzw. Teammitgliedern Namen. Eine Beispielkonstellation könnte aus folgenden Mitgliedern bestehen: dem Perfektionisten, dem Entspannten, dem Optimisten, dem Strukturierten, aber auch dem Überforderten.

Jetzt könnt ihr euch fragen: „Welche der Teammitglieder sind lauter, welche überwiegen?“ Seid ihr mit dieser Aufstellung und der „Rangordnung“ zufrieden oder wollt ihr etwas verändern, um der Herausforderung gewappnet zu sein? Falls ja, dann stellt euch die Frage: „Welche neue Teamkonstellation wäre für die Situation optimal bzw. hilfreich? Sind alle Teammitglieder damit ‚einverstanden‘?“

Am besten ihr macht diese Übung mit einem Partner, dem ihr vertraut. Er stellt euch die oben genannten Fragen. Die Teammitglieder schreibt er jeweils auf ein Kärtchen, sodass diese direkt vor euch liegen. Ihr könnt die Karten dann nach jeweiliger Rangordnung verteilen. Beispielsweise kann der Optimist ganz oben liegen, der Entspannte in der Mitte und der Überforderte vielleicht etwas weiter unten rechts – je nachdem, wie ihr euch fühlt.

Es darf auch emotional werden

Da das Modell der inneren Selbstklärung dienen kann, ist es möglich, dass es sehr emotional wird. Denn um sich seiner Mitglieder wirklich bewusst zu werden, sollte man ehrlich zu sich selbst sein. Und dann kann es durchaus passieren, dass das eine oder andere Teammitglied erscheint, welchem man sich zunächst gar nicht so bewusst war.

Im Anschluss seid ihr zum einen in der Lage, gestärkt in die (herausfordernde) Situation zu gehen. Zum anderen könnt ihr klar kommunizieren, weil ihr sowohl euch als auch die Stimmen in euch sortiert habt.

Selbstversuch

Wie eingangs beschrieben, habe ich mich mit diesem Modell näher beschäftigt und es selbst angewandt. Ich war in einer herausfordernden Arbeitssituation und wusste noch nicht wirklich etwas mit dem Modell anzufangen. Ich dachte, dass ich mich und meine Teammitglieder gut kenne – auch wenn ich sie nicht als solche bezeichnet hatte. Doch wenn man wirklich ehrlich zu sich selbst ist, lässt man Mitglieder erscheinen, die man dort vielleicht gar nicht haben möchte, die aber da sind.

Macht man diese Übung mit jemandem zusammen, kann ebendieser Fragen stellen, die vielleicht vom Negativen ins Positive lenken. Ich hatte zum Beispiel ein Mitglied, das ich als „die Besorgte“ bezeichnete, zugleich war aber auch „die Optimistin“ sehr laut und war der Besorgten überlegen. :-) Letzten Endes bin ich durchaus überrascht, aber vor allem gestärkt aus dieser Übung gegangen.

Probiert es doch auch einfach mal aus und schaut, welche Teammitglieder und Konstellationen in euch stecken. Ich wünsche euch viel Spaß und eine gute Erfahrung dabei. 

Kommentare

Hannes am

Interessanter Ansatz. Allerdings scheint mir die Reduktion der eigenen Entscheidungsfindung auf verschiedene "Stimmen" im Kopf doch arg unterkomplex. Oft lassen sich bestimmte Ansichten und Empfindungen nicht direkt auf eine Wesensart zurückführen. Daher finde ich zwar die Idee spannend, den Mehrwert jedoch nicht unbedingt vorhanden.