Gesprächstechniken 2 – Klar kommunizieren

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Schulz von Thun

Bevor wir bei diesem Thema in die Tiefe gehen, vorab eine kurze Definition: Klarheit bedeutet nicht, dem Gegenüber alles, was uns im Kopf herumspukt, ungefiltert rauszuhauen. Klarheit heißt vielmehr, dass das Gesagte eindeutig und stimmig sein sollte. Damit dies möglich ist, müssen wir erstmal innere Klarheit bekommen. Denn wie sollen wir nach außen Klarheit ausstrahlen, wenn wir innerlich total durcheinander oder mit uns selbst uneins sind?

„Sich selbst klären“

Im ersten Schritt zu klarer und eindeutiger Kommunikation müssen wir also „uns selbst klären“. Das heißt zunächst einmal, zu erkennen und zu verstehen, welche unterschiedlichen Sichtweisen wir zu einem Thema haben (kommt öfter vor, als man meint ;)). Friedemann Schulz von Thun hat hier den Begriff des „inneren Teams“ geprägt. Diese Bezeichnung ist meines Erachtens sehr passend, spiegelt sie doch in hohem Maße die Bedeutsamkeit der verschiedenen Stimmen wider. Denn in einem Team ist es wichtig, dass jeder gehört wird und seine Meinung anbringen kann. So auch im inneren Team. Ohne „Verhandlung“ mit den einzelnen Stimmen sind wir nur sehr schlecht bis gar nicht kommunikationsfähig – denn wir werden keine Klarheit und damit auch keine Sicherheit ausstrahlen, was den anderen dazu verleiten könnte, uns ggf. nicht ernst zu nehmen.

Wenn wir uns in unserer Position nicht sicher sind, strahlen wir dies auch aus. In den meisten Fällen geschieht das durch unsere Körpersprache, denn über die haben wir die wenigste bewusste Kontrolle. Wenn ihr euch also auf ein Gespräch vorbereitet, wo ihr schon vorab wisst, dass ihr eine zwiespältige Meinung zum Thema habt, setzt euch vorher damit auseinander und versucht, einen Konsens zu finden. Benennt dabei die Ansichten/Stimmen so genau wie möglich und bringt deren Standpunkt kurz und knapp auf den Punkt. Schaut euch diese an – wo gibt es Überschneidungen? Mit welcher Haltung sind möglichst viele Aspekte abgedeckt?
Sollte es bei einer geteilten Meinung bleiben, könnt ihr diese auch – je nach Kontext – im Gespräch zum Ausdruck bringen. Damit vermeidet ihr eine unklare Ausstrahlung dem Gesprächspartner gegenüber, was dazu führt, dass er euch besser versteht und nicht Rätsel raten muss, was an euch bzw. eurem Verhalten nicht stimmt.

Klar kommunizieren

Soweit zur inneren Haltung. Diese muss nun aber auch nach außen. ;) Zum einen geht das, wie schon erwähnt, über eine einheitliche Ausstrahlung von Gesagtem und Gezeigtem. Zum anderen sind aber auch die sprachlichen Gepflogenheiten ein wichtiger Faktor für Klarheit. Wenn ihr euch eurer Sache sicher seid bzw. Sicherheit bei einem Thema ausdrücken wollt, dann achtet darauf, dies auch bei eurer Wortwahl zu beachten. Verzichtet also auf die sogenannten „Weichmacher“ wie „eigentlich“, „vielleicht“, „möglicherweise“, „relativ“ oder „eventuell könnten wir …“. Wenn es um Fakten geht oder ihr euch einfach sicher seid, zeigt dieses auch, lasst Formulierungen wie „ich denke/ich glaube“ weg. Diese zeigen Unsicherheit und Zweifel, denn „Ich glaube“ signalisiert schnell „aber jemand anderes sieht das vielleicht anders und vielleicht hat er Recht und ich nicht …“. Genauso sieht es bei der Verwendung des Konjunktivs und Verkleinerungsformen aus. Wenn etwas feststeht, dann steht es fest, ihr müsst euch nicht kleiner machen als ihr seid.

Ein Beispiel: Ihr erzählt davon, was ihr bisher gemacht habt oder ihr sollt Fragen zu euren Jobvorstellungen geben. Vermeidet Formulierungen wie „ich könnte mir vorstellen, dass …“ oder „Das wäre vielleicht eine Möglichkeit“ – wenn es eine Möglichkeit ist, dann sagt es auch so. „Das ist eine gute Idee, weil …“. Klar muss man auch immer beachten, wer gerade vor einem sitzt, man will ja niemandem vor den Kopf stoßen. Aber wenn ihr auf Ich-Formulierungen und klare Ausdrucksweise achtet und vor allem gut vorbereitet seid, eure Argumentation begründen könnt, dann habt ihr die besten Chancen, ernst genommen zu werden – auch wenn ihr euch nicht immer durchsetzen könnt.