Gutes Klima bei Mittwald: CO2-Fußabdruck
Hallo Gesa, hallo Nils! Bitte erzählt den Lesern erst mal, was ihr bei Mittwald macht, wenn ihr gerade mal nicht als „Klima-Abgeordnete“ unterwegs seid.
Gesa: Als Assistenz des Managements unterstütze ich bei Mittwald in unterschiedlichen Bereichen. Ich moderiere verschiedene Runden, beispielsweise die wöchentliche Abteilungsleiter-Runde. Dadurch kenne ich viele Zusammenhänge und kann gut koordinierende und organisatorische Aufgaben übernehmen.
Nils: Nach verschiedenen Stationen bei Mittwald kümmere ich mich aktuell um die Koordination von abteilungsübergreifenden Themen. Dabei geht es oft um die Synchronisation zwischen der strategischen Planung und der operativen Ebene. Das Ziel: Die Zusammenarbeit stärken, Schnittstellen zwischen Abteilungen, Teams oder Mitarbeitern herstellen, Synergien erkennen und mögliche Redundanzen vermeiden.
Euer Thema ist der ökologische Fußabdruck. Warum habt ihr euch letztes Jahr entschlossen, im Klima-Team mitzuarbeiten?
Gesa: Ich interessiere mich auch privat sehr für das Thema. In der Auftakt-Ideensammlung letztes Jahr wurde schnell klar, dass es um mehr gehen soll, als irgendeine Zertifizierung. Dann wäre es mit einem grünen Etikett und der Investition in ein Kompensationsprojekt getan. Das ist natürlich keineswegs schlecht. Aber es freut mich, dass Mittwald hier den deutlich aufwändigeren Ansatz verfolgt, selbst aktiv zu werden. Wir wollen Bezug haben und uns Mühe geben, wirklich klimafreundlich zu denken und zu agieren – in allen Unternehmensbereichen. Unser Geschäftsführer Robert Meyer sieht neben unseren Maßnahmen die Themen Vertrauen, Ehrlichkeit und Transparenz bezüglich unseres Engagements und unseren Aktivitäten als sehr wichtig an. Das hat mich richtig gefreut! Ich habe mich direkt freiwillig gemeldet, um das Thema weiter voranzutreiben.
Nils: Das ist bei mir ganz ähnlich. Bei diesem Thema fließen für mich die privaten Interessen und die Möglichkeiten, die man in der Firma hat zusammen. Es macht Spaß, dabei mitzuarbeiten und zu sehen, dass es nicht darum geht, sich mit Geld auf dem Papier einen grünen Stempel zu erkaufen. Ich glaube, dann wäre das Engagement im ganzen Team auch nicht so hoch, wie das jetzt der Fall ist. Wir drehen aktuell sehr viele Steine um und schauen, an welchen Stellen wir sowohl mit großen aber auch mit kleinen Maßnahmen dafür sorgen können, unseren Fußabdruck zu verkleinern – dafür ist es natürlich erst einmal wichtig, die verschiedenen Emittenten zu ermitteln und zu messen. Dabei mitarbeiten zu können, ist für mich sinnstiftend und gibt mir ein gutes Gefühl.
Konntet ihr, bevor ihr eure Recherchen zur Erstellung des Fußabdrucks aufgenommen hattet, einschätzen, wie umfangreich dieses Thema ist?
Gesa: Ehrlich gesagt, nein. Wir dachten zuerst, dass wir uns einen geeigneten Partner suchen, der uns zum einen bei der CO2-Bilanzierung unterstützt. Und zum anderen dachten wir, würde er uns auf dieser Basis direkt Maßnahmen empfehlen, die wir anschließend umsetzen können. Bei der Einarbeitung in das Thema und der genaueren Recherche sind uns aber zwei Dinge klar geworden: Erstens, es gibt nicht den einen allgemeingültigen Standard, nach dem der eigene Fußabdruck berechnet werden kann. Und das macht es, zweitens, richtig schwierig einen geeigneten Partner zu finden. Denn dieser sollte sich in der Branche auskennen und wissen, auf welche Aktivitäten im Unternehmen besonders zu achten ist.
Nils: Wir sind uns schnell einig geworden, dass wir selbst Kompetenzen aufbauen wollen, um das Thema − Vorsicht Buzzword :-) − „nachhaltig“ betreuen zu können. Denn mit der Erstellung eines einmaligen Abdrucks ist es nicht getan. Wir haben uns entschieden, die Sache selbst anzugehen – und uns damit ganz schön etwas vorgenommen. Ein bisschen Zeit hat es schon gebraucht, uns neben dem Alltagsgeschäft in das Thema richtig einzuarbeiten. Aber zum Glück haben wir Tools und unabhängige Berater, die uns helfen.
Welche Tools oder Anlaufstellen haben euch denn beim Einstieg in das Thema geholfen? Habt ihr Lese- oder Linktipps?
Nils: Aktuell tauschen wir uns regelmäßig mit der EnergieAgentur NRW aus. Hier bekommt man sehr schnell, freundliche und kompetente Unterstützung und Hilfestellung bei konkreten Fragen. Außerdem kann man natürlich sehr viel von deren Erfahrungen aus den verschiedenen Projekten zehren – welche Quelle wird welchem Scope angerechnet usw.. Das war für uns eine hilfreiche Startunterstützung. Wir haben direkt gemerkt, dass es den Beratern und Mitarbeitern sehr ernst ist und ein echtes Interesse daran besteht, das Projekt voranzutreiben. Zusätzlich arbeiten wir mit dem ecocockpit. Das ist ein Tool, das von der Effizienz-Agentur (eine Schwesteragentur der Energieagentur) erstellt wurde. Es unterstützt bei der Bilanzierung, also dabei, den Fußabdruck zu erstellen. Wir halten unsere Auswertungen und Datensammlungen jedoch auch Tool-unabhängig vor, um nicht an ein bestimmtes Tool gebunden zu werden und bei Bedarf auch wechseln zu können.
Gesa: Klarer Lesetipp ist das Greenhouse Gas Protocol. Inzwischen richten sich viele Unternehmen nach den dort beschriebenen Bilanzierungs-Standards. Es unterscheidet drei Emissions-Kategorien: Eigene Emissionen, indirekte Emissionen (z. B. durch Stromverbrauch) und vor- bzw. nachgelagerte Emissionen (z. B. durch den Verbrauch von Rohstoffen).
Wie seid ihr letzten Endes bei der Ermittlung des CO2-Abdrucks von Mittwald vorgegangen?
Gesa: Nachdem wir uns entschieden hatten, uns nach dem GHG Protocol zu richten, wurde uns richtig bewusst, wie viel es zu berücksichtigen gibt. Hier hat uns ganz klar unsere Ansprechpartnerin bei der EnergieAgentur.NRW geholfen. Wir sind gemeinsam von der EnergieAgentur bereitgestellte „CCF.Navi“ durchgegangen und haben auf Mittwald zugeschnitten bewertet, was im Fußabdruck wo und wie zu berücksichtigen ist.
Nils: Und dann: Einfach anfangen! Wir haben erst mal alle Daten zusammengesammelt, an die wir schnell rangekommen sind, z. B. Rechnungen. Außerdem mussten wir ein paar Daten selbst erheben – bspw. haben wir eine Umfrage gestartet, um die Anfahrtswege der Mitarbeitenden möglichst genau einberechnen zu können. Wichtig dabei ist anzugeben, aus welcher Quelle die Daten stammen und eventuelle Unsicherheiten zu vermerken. Ergänzen lässt sich später immer noch.
An dem CCF.Navi haben wir uns dann gut entlanghangeln können. Anschließend galt es, die gesammelten Daten in einen CO2-Rechner einzupflegen.
Zu welchen Ergebnissen seid ihr gekommen? War dabei irgendetwas überraschend für euch?
Gesa: Überraschend nicht direkt, aber eine Schwierigkeit für uns war, dass Beispieldaten oder Vorlagen immer von einem produzierenden Unternehmen ausgehen. Wenn man alles erstmal auf das eigene Unternehmen übertragen hat, kommt es einem gar nicht mehr so „unmachbar“ vor.
Unschwer zu erraten ist unsere größte Emissionsquelle: unser Rechenzentrum und der damit verbundene Stromverbrauch. Überraschend war, wie viel vermeintlich kleine Sachen bei der entsprechenden Unternehmensgröße doch ausmachen können.
Was könnt ihr direkt als Maßnahmen aus eurem Ergebnis ableiten? Wie geht es weiter?
Nils: Wir haben Einsparpotenziale ermittelt, aber auch Kompensationsprojekte (Aufforstung) ins Leben gerufen. Es gibt auch Überlegungen, Energie selbst zu erzeugen. Wie es genau weiter geht, erfahrt ihr ab jetzt immer regelmäßig von Mitgliedern unserer Klima-Taskforce hier im Blog! :-)