Vero True Social – bekommt Instagram Konkurrenz?
Instagram 2.0?
Auf den ersten Blick sieht die App wie eine düstere Version von Instagram aus. Hier findet ihr alle gewohnten Funktionen: Fotos können mit einer Beschreibung sowie Hashtags versehen und geteilt werden. Anschließend können die User Beiträge herzen bzw. liken sowie kommentieren – so weit so bekannt.
Vero hat aber noch mehr zu bieten: Hier lassen sich nicht nur Fotos und Videos teilen. Ihr könnt Lieblingslieder, Film- und Buchtipps oder einfach Links zu interessanten Artikeln posten. Es ist quasi eine Kombi aus dem Layout von Instagram und den Funktionen von Facebook – gar keine schlechte Idee! Was bislang noch fehlt, ist die Möglichkeit, Videos oder kurze Sequenzen live zu teilen #instastory.
Auch eine klassische Freundesliste gibt es nicht mehr. Doch das sieht Vero selbst als eins der größten Merkmale: Es gibt Follower und Verbindungen. Letztere könnt ihr sogar noch in die drei Kategorien Bekannte, Freunde und enge Freunde einteilen. Beim Posten neuer Beiträge kann dann entschieden werden, welche Gruppe den Beitrag sehen darf. Wie im „wahren“ Leben bestimmt man selbst, wer seine Fotos sehen darf und wer nicht. Getreu dem Motto: „Vero“ (= Wahrheit).
Datenschutz: Social Life statt Social Media
We’re not going to measure peoples’ lives ever. We believe in a chronological feed.
Wie bereits erwähnt, gibt es bei Vero keinen Algorithmus, der den Newsfeed genau auf die Interessen des Users zuschneiden soll. Deswegen sammelt das Netzwerk nach eigenen Angaben auch keine Daten über die User.
Die Schaltung von Werbeanzeigen ist dadurch natürlich nicht möglich, aber auch eben von der Social Media Plattform überhaupt nicht gewollt.
Our users are our customers, not our product.
Bei der Anmeldung muss man allerdings die eigene Telefonnummer zur Verifizierung eingeben - anders als E-Mails könnten Telefonnummern nicht so leicht gefälscht werden, argumentiert das Netzwerk. Über die Nummer verbindet Vero Nutzer, die sich bereits kennen. Der Vero-Account sei aber nicht mit der Telefonnummer verknüpft. Eine Klarnamenpflicht wie bei Facebook gibt es nicht, doch laut dem Gründer empfiehlt die Plattform den Nutzern, sich so zu präsentieren, wie sie es im wirklichen Leben tun.
Doch niemand erschafft ein soziales Netzwerk nur aus Nettigkeit. Wie verdient Vero also ohne Werbeeinnahmen und ohne den Verkauf von Nutzerdaten Geld? Auf die altmodische Weise (an die viele von uns mittlerweile wohl gar nicht mehr denken): Die User müssen Geld für ihre Mitgliedschaft zahlen. Ein genaues Zahlungsmodell gibt es noch nicht, aber zumindest kann man in der App bereits Zahlungsdaten hinterlegen. Doch für alle, die schnell sind, gab das Netzwerk Folgendes bekannt:
As a thank you to our first million users, we are waiving their annual subscription fee, for life. New users after that will be asked for a small annual fee to join a social network they can hopefully feel good about. All our users will be treated equally - with the same access to the same features and functions.
Vero – das Netzwerk für alle?
Zu Anfang waren besonders Fotografen, Künstler und andere Kreative auf der Plattform zu finden – diese sind natürlich auch immer auf der Suche nach neuen Netzwerken, auf denen sie ihre Werke präsentieren können. :) Inzwischen ist der Hype um die neue App aber so groß geworden, dass sich viele Interessierte aus den verschiedensten Bereichen angemeldet haben. Wie es in der Zukunft weiter geht, lässt sich jedoch nur spekulieren. Aber auch Instagram war in seinen Kindertagen besonders bei Kreativen beliebt und ist mittlerweile zum „Netzwerk für alle“ herangewachsen.
Problem: Überlastete Server
Mit dem Hype sind am Wochenende auch die Anmeldezahlen bei Vero plötzlich durch die Decke gestiegen – darauf waren die Server wohl noch nicht vorbereitet. Deshalb konnten sich viele Interessierte nicht anmelden und die User hatten keine Möglichkeit, etwas zu posten. Zum Teil tritt dieses Problem immer noch auf. Falls ihr eine Fehlermeldung bekommt: Versucht es einfach etwas später noch mal, dann sollte es klappen. ;)
Ausblick: So könnte es weitergehen
Natürlich kann man im Vorfeld nie genau sagen, wie sich ein Social Network weiterentwickelt – vermutlich konnte sich nicht mal Mark Zuckerberg den großen Erfolg von Facebook vorab ausmalen.
Es steht aber fest, dass Vero keine innovativen, neuen Features bzw. ein völlig neues „Social Media-Erlebnis“ mit sich bringt, wie es Instagram seinerzeit tat. Zudem hat es noch mit ein paar Problemen zu kämpfen – besonders die überlasteten Server werden auf Dauer viele User verärgern, sodass sie sich von dem Netzwerk verabschieden.
Außerdem werden wohl viele Social Media Erfahrene bei den Versprechen von Vero mit den Augen rollen und sich denken „Habe ich alles schon mal gehört“. Denn auch Facebook, Instagram, Snapchat & Co. sind nicht als Datenkraken gestartet, sondern haben sich nach und nach zu Datensammlern entwickelt, einen Algorithmus eingeführt und Werbeanzeigen zugelassen. Es bleibt also abzuwarten, ob Vero seinen Prinzipien auf Dauer treu bleibt bzw. bleiben kann.
Einige User werden wohl auch durch die Kosten für ein Soziales Netzwerk abgeschreckt werden. Wir sind mittlerweile einfach zu verwöhnt von den vielen kostenlosen Angeboten. So werden sich viele fragen: "Ist der Schutz der eigenen Daten wirklich ein paar Euro wert?".
Ich persönlich drücke Vero die Daumen, dass das Netzwerk es schafft, sich im Markt zu behaupten und den Datenkraken den Kampf anzusagen! Und hoffentlich werden Übernahmeangebote von Facebook dann auch konsequent abgelehnt. ;)
Social Network ohne Werbeeinnahmen