Das erwartet dich mit dem Google Page Experience Update
Wie genau Google Seiten beurteilt gilt immer noch als Geheimnis. Hunderte individuell gewichtete und zusammenhängende Faktoren soll es geben, mit denen jede einzelne Website im Internet bewertet wird.
Manchmal lässt sich Google aber in die Karten schauen und erklärt, welche Faktoren Website-Betreiber beachten sollten. Das gilt auch für das angekündigte Google Page Experience Update.
Was bringt das Google Page Experience Update?
Ende Mai hatte Google auf dem Webmaster Central Blog von dem Faktor Page Experience gesprochen. Page Experience an sich ist kein neuer Rankingfaktor, sondern lässt sich eher als Zusammenfassung mehrerer neuer Faktoren verstehen. Google selbst schreibt in dem offiziellen Artikel dazu:
The page experience signal measures aspects of how users perceive the experience of interacting with a web page.
Übersetzt: Das Page Experience Signal misst Aspekte, wie Nutzer die Interaktion mit der Website wahrnehmen.
Damit folgt Google weiterhin dem Versuch, Websites aus Besuchersicht zu beurteilen. Oder anders gesagt: Es geht immer weniger um "Wie gut ist die Website für den Google Bot optimiert?", stattdessen mehr um "Wie gut ist die Website für Besucher optimiert?".
Mit dem Page Experience Update wird Google sich auf folgende Faktoren fokussieren:
Die unter Core Web Vitals zusammengefassten Werte wollen wir uns näher ansehen. Was sie so spannend macht: Sie beinhalten reale Nutzerdaten.
Largest Contentful Paint (LCP)
Beim Largest Content Paint geht es um einen Messwert, der erklärt, wie lange es dauert, bis das größte Element des sichtbaren Bereichs aufgerufen wird. Wenn also ein Besucher eine Website öffnet und das direkt zu sehende Header-Bild recht groß ist und eine hohe Ladezeit hat, wird sich das negativ auf den Largest Contentful Paint auswirken. Anders sieht es aus, wenn eine sehr große Bilddatei im Footer der Seite liegt und daher für den Besucher erstmal nicht zu sehen ist. Das hat keinen Einfluss auf den LCP.
Ein guter Wert ist laut Google unter 2,5 Sekunden zu finden. Ab 4 Sekunden ist er schlecht.
First Input Delay (FID)
Der First Input Delay beschäftigt sich mit der Frage, wie lange es dauert, bis die Handlung eines Nutzer zu einer Reaktion führt – bspw. der Klick auf einen Button.
Meinem Verständnis nach geht es dabei keinesfalls darum zu messen, wie viel Zeit zwischen der Handlung eines Nutzers und dem Abschluss der dazugehörigen Aktion vergeht. Es wird also nicht gemessen, wann ein Klick auf "In den Warenkorb" dazu führt, dass der Warenkorb das Element endlich drin hat. Eher wird gemessen, wie lang die Dauer zwischen dem Klick auf "In den Warenkorb" und dem Start von"Artikel in den Warenkorb legen" ist.
Der Wert kann negativ beeinflusst werden – bspw. wenn nach dem Seitenaufruf weiterhin verschiedene Prozesse rund um die Website laufen und damit der Browser des Besuchers zu beschäftigt ist, um eine neue Interaktion direkt zu verarbeiten.
Alles unter 100 Millisekunden wird als gut angesehen – über 300 Millisekunden als schlecht.
Cumulative Layout Shift (CLS)
Es kommt immer wieder vor, dass Websites Elemente nachladen, um z. B. Ladezeiten zu verkürzen. Das ist manchmal sinnvoll. Allerdings wird es problematisch, wenn dadurch die Bedienung gestört wird. Ein bekanntes Beispiel sind News-Artikel, die durch nachgeladene oder regelmäßig aktualisierende Werbung einen Moment nach Lesebeginn Absätze verschieben. Sowas sorgt für Frust und kann in manchen Fällen zu Fehlkäufen, fehlerhaften Klicks und mehr sorgen. Der CLS misst daher, wie stark sich eine Website nach dem Aufruf verändert und dabei Inhalte verschiebt.
Für den CLS-Wert arbeitet Google mit zwei Faktoren. Der eine Faktor ist die Größe des Elements, das verschoben wird. Der andere Faktor ist die Entfernung, um die es verschoben wird. Beachtet wird dabei immer die aktuelle Ansicht des Users.
Ein Beispiel: Sieht der User einen Textblock, der 50 % des Bildschirms einnimmt, und wird dieser Textblock durch z. B. einen nachgeladenen Hinweis für eine Newsletter-Anmeldung im sichtbaren Bereich um 20 % nach unten verschoben, ergibt sich daraus für den Textblock ein Layout Shift von 0,1 (0,5 * 0,2 =0,1). Eine detailliertere Beschreibung mit weiteren Rechenbeispielen stellt Google hier bereit.
Zusammengefasst: Inhalte sollten sich im Nachhinein möglichst wenig verschieben.
Weitere Page Experience Faktoren
Neben den drei noch nicht aktiven Faktoren, fügt Google weitere der Page Experience hinzu. Da diese seit einiger Zeit bekannt und aktiv sind, hier eine kurze Zusammenfassung.
- Mobile Friendly: Betrachtet wird, ob die Seite für Mobilgeräte konzipiert ist und wenn ja, wie gut. So sind z. B. eng aneinander liegende Buttons oder kleine Navigationselemente störend.
- Safe Browsing: Malware und ähnlich schädliche Inhalte sind nach wie vor weit verbreitet. Wenn sie eine Website (ob absichtlich oder nicht) enthält, wird sie negativ gewertet.
- HTTPS: Schon seit einiger Zeit ist bekannt, dass HTTPS ein Rankingfaktor für Google ist. Auch dieser findet sich in den Page Experience Faktoren wieder.
- No Instusive Interstitials: Wenn z. B. Werbebanner oder Newsletter-Anmeldeformulare den Content bedecken, wird ein Besucher behindert das zu tun, weswegen er auf die Website gekommen ist. Solche Störungen wirken sich negativ auf die Page Experience aus.
Das bedeutet das Google Experience Update für dich
Wie viel Einfluss das Google Experience Update auf deine Website haben wird, hängt von der Gestaltung ab. Ist deine Website nach den genannten Faktoren schlecht optimiert, wird das, insofern Mitbewerber nicht besser aufgestellt sein werden, für negative Rankings sorgen. Eine für das Update gut aufgestellte Website wird, insofern Mitbewerber nicht ebenfalls gut vorbereitet sind, an Rankings gewinnen.
Es ist spannend zu beobachten, wie sich Google immer mehr zu einer Suchmaschine entwickelt, die Inhalte aus Besuchersicht sieht und weniger aus Maschinensicht. Immer seltener geht es darum, ob die Website technisch top aufgestellt ist, sondern wie sie der Besucher wahrnimmt. Vielleicht wird daher eine zukünftige Kerneigenschaft guter Suchmaschinenoptimierer sein, sich gut in Besucher hineinversetzen zu können.
Websites schon jetzt auf das Google Update vorbereiten
Es ist sicherlich nicht verkehrt, schon jetzt mit der Optimierung für das Google Experience Update zu beginnen. Denn die hier besprochenen Faktoren sind, ganz unabhängig von der Google-Bewertung, sinnvoll und dürften für eine verbesserte User-Experience sorgen. Gefördert werden damit übrigens auch die sogenannten User Signals. Es ist bekannt, dass Google beobachtet, wie Nutzer auf Suchergebnisse reagieren. Klicken sie ein Ergebnis auf Platz 1, kehren dann aber zur Suche zurück, um auf Platz 4 zu klicken und schließen dann das Browser-Fenster, scheinen sie auf Platz 4 eher ihr Ziel erreicht zu haben. Ganz unabhängig von der technischen Optimierung könnte so eine Platz-4-Seite bessere Plätze gewinnen.
Wann kann man mit dem Google Experience Update rechnen?
Google hat noch kein konkretes Datum für die Veröffentlichung des Experience Updates genannt. Erklärt wurde jedoch, dass dies nicht in diesem Jahr sein wird. Mit verantwortlich sei dafür die Corona-Krise und die damit für manche Webmaster erschwerte Arbeitssituation. Ebenfalls wurde mitgegeben, dass man ein halbes Jahr vor Veröffentlichung Bescheid geben werde. Durch die jetzt schon stattgefundene Ankündigung sei man auf den Wunsch einiger Webmaster eingegangen, möglichst früh über Updates informiert sein zu wollen.
Hilfreiche Tools für das Update
Wer direkt loslegen will, findet hierfür ein hilfreiches Tool in Googles PageSpeed Insights. Hier werden auch Informationen zu den genannten Core Web Vitals (FCP, FID, CLS) geliefert.
Rund um die Optimierung für Mobilgeräte stellt Google den Mobile-Friendly Test bereit.
Hilfreiche Informationen zu Malware und ähnlichen Sicherheitsproblemen liefert ein Blick in die Google Search Console. Außerdem findest du hier eine Liste mit weiteren hilfreichen Tools rund um die Website-Optimierung.
Was meinst du zum Update? Lasst es mich gerne in einem Kommentar unter diesem Beitrag wissen. Ich wünsche dir viel Spaß bei den Vorbereitungen.